NICHT EINE WENIGER

FEMIZID ANTIMONUMENT

PROJEKT Kurzbeschreibung

„Nicht Eine Weniger“ ist ein dreiteiliges, permanentes Antimonument in der Stadtwildnis Wien im Gedenken an die Femizid Opfer in Österreich.
„Nicht Eine Weniger“ will Sichtbarkeit schaffen. Wir streben eine permanente Begegnungsstätte mit Anti Monumenten und eine mehrjährige Bildungsinitiative an, die Menschen sensibilisiert und Verantwortung gegenüber den Mitmenschen übernehmen lässt. Deswegen kooperieren wir mit lokalen Vereinen, Institutionen und Autorinnen.

In den 5 Jahren unserer Recherche und Planung wuchs die Zahl der Femizide von 41 auf 191 an.
In der Stadtwildnis, an der Grenze von 1050 zu 1120 Wien, wird mit einem Gedenkraum ein Zeichen gesetzt.
Paula Flores gestaltet für die in den letzten fünf Jahren in Österreich ermordeten Frauen das Antimonument Lightness with Jagged Edges, das durch sein Lichtfarbspektrum von weitem Sichtbarkeit erzeugt.
Hubert Hasler wird in Gedanken an die in den letzten fünf Jahren in Österreich ermordeten Frauen das Living Antimonument anlegen, einen Zierbusch für jede getötete Frau. Mit der Bepflanzung der Brache schafft er einen neuen Lebensraum für Vögel und Insekten, verbessert die Luftqualität und das lokale Mikroklima.
Die auditive Installation Robes of Protest von Manuela Picallo Gil lädt zur Partizipation ein und fokussiert den gegenwärtigen globalen Protest bzw. Kampf für die Rechte von Frauen*, Mädchen* und FLINTA-Personen.
Kuratiert wird „Nicht Eine Weniger“ von Denise Parizek, die temporäre Veranstaltungen mit Performances und Intervention von weiteren Künstler:innen und Kollektiven, Filmabend-Projekt, sowie eine mehrjährige Bespielung durch verschiedene Organisationen plant.  Der Name des Projektes „Nicht Eine Weniger“ bezieht sich auf den Protestruf der lateinamerikanischen feministischen Bewegung gegen Gewalt gegen Frauen, Mädchen
bzw. FLINTA-Personen 1.

1 FLINTA: Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht binäre, transgender Personen


KÜNSTLERISCHE PROJEKTE

LIGHTNESS WITH JAGGED EDGES

Ein Antimonument für die Frauen, deren Name nicht genug gesagt wurde.
Paula Flores

Is it necessary to wait for numbers of femicides to become so high that it becomes a pressing issue? One of the things that I love about Vienna is that I didn‘t feel any danger walking alone at whatever time of the day and night. Versus the fear that I constantly felt in Mexico, the country where I was born and raised. In Mexico femicides are a daily occurrence. It has come to the point where many femicides never make it to the news, because there are so many.
I believe that it is necessary to bring attention to this terrible issue that happens daily worldwide, in some places more than others. It is necessary to open the discourse that would lead to necessary changes to end femicides.
What is happening in the Austrian community that the numbers in femicides are rising?

My anti monument is a living memorial that shines and changes with the seasons, with the light. The idea of the  anti monument space is to create a place where we don’t only remember the femicide victims, but we see it as a problem that keeps happening, a problem that is still alive. As well as a place where the names of the women will be present and not just a number in social and political statistics. The sculptures are made up of two parts. A small cement sculpture in which coloured pieces of metal are embedded in the cement. The purpose of this is to reflect the colours of the metal onto the other component of the sculpture. The second part of the sculpture consists of a marble slab held at an angle by a metal rod. The light reflection falls on the marble slab.
The names of the murdered women will be present on the sculptures as a way for them to be present, to not be forgotten.

 

Ist es wirklich notwendig, so lange zu warten, bis die Zahl der Femizide so hoch ist, dass sie zu einem absolut dringenden Problem wird? Eines der Dinge, die ich an Wien liebe, ist, dass ich, zu jeder Tages- und Nachtzeit allein unterwegs, keine Gefahr spüre. Im Gegensatz zu der Angst, die ich in Mexiko, dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, ständig spürte. In Mexiko sind Femizide an der Tagesordnung. Es ist so weit gekommen, dass viele Femizide nie in den Nachrichten erscheinen, weil es zu viele sind.
Ich glaube, dass es notwendig ist, Aufmerksamkeit auf dieses schreckliche Problem zu lenken, das täglich weltweit auftritt, an manchen Orten mehr als an anderen. Es ist notwendig, einen Diskurs zu eröffnen, der zu notwendigen Veränderungen führt, um Femizide zu beenden.
Was passiert in der österreichischen Gesellschaft, dass die Zahlen der Femizide steigen?

Mein Antimonument ist ein lebendiges Mahnmal, das mit den Jahreszeiten und dem Licht leuchtet und sich verändert. Die Idee des Anti-Monument-Raums ist, einen Ort zu schaffen, an dem wir uns nicht nur der Opfer von Femiziden erinnern, sondern den Femizid als ein Problem sehen, das immer wieder auftritt, ein Problem, das immer noch lebendig ist. Und einen Ort, an dem die Namen der Frauen präsent sind und nicht nur eine Zahl in sozialen und politischen Statistiken.

Die Skulpturen bestehen aus zwei Teilen. Eine kleine Zementskulptur, in die farbige Metallstücke in den Zement eingebettet sind. Dies dient dazu, die Farben des Metalls auf den anderen Teil der Skulptur zu reflektieren. Der zweite Teil der Skulptur besteht aus einer Marmorplatte, die von einer Metallstange schräg gehalten wird. Die Lichtreflexion fällt auf die Marmorplatte.

Die Namen der ermordeten Frauen werden auf den Skulpturen zu lesen sein, damit sie präsent sind und nicht vergessen werden.

 

ROBES OF PROTEST
Manuela Picallo Gil
Die partizipative Soundinstallation

ROBES OF PROTEST hat zum Ziel, historischen sowie gegenwärtigen Protestbewegungen gegen strukturelle Gewalt zu würdigen und verdeutlicht lautstark und sichtbar eine Fürsprache: für ein gewaltfreies Leben, für die Rechte und Stärkung von Frauen, Mädchen bzw. FLINTA-Personen.
Die Stahlkonstruktion erinnert an eine Wäscheleine, die mit weiblich konnotierter Hausarbeit in Verbindung gebracht wird. Darauf hängen dynamische Metallskulpturen in Form von Kleidungsstücken. Diese sind Trägerinnen von gemalten Texten wie Statements, Fragestellungen und Protestparolen und werden mit Graffiti oder Protestschildern assoziiert.
Zwei Stahlrohren fordern die Besucher:innen des Parks zur Partizipation auf. Am oberen Ende der Rohre befinden sich jeweils eine inte- grierte Soundbox in Form eines Megafons, das beim Betätigen der beiden Kurbeln Stimmen des globalen Widerstandes hörbar macht.
Aus den Soundboxen werden Stimmen von verschiedenen Akteur:innen in unterschiedlichen Sprachen hörbar.
Das Audio besteht aus Found-Footage-Au- dios von Aufnahmen öffentlich bekundeter Manifeste und Protesten, die aus einer Online-Recherche sowie Archiven hervorgehen. Inhaltlicher Schwerpunkt der Audios und ebenso der Schriftzügen auf den Metallskulp- turen sind motivierende Inhalte, die als Aufruf zu solidarischer Beteiligung zu verstehen sind. Motivation und Bestärkung des gemeinsamen globalen Protestes werden angestrebt. Zudem wird Material gesammelt, das auf Bildung und Aufklärung setzt, ein faires gemeinschaftliches Leben auf verschiedenen Ebenen fordert und Zusammenhänge sichtbar macht. Das Audio und die Texte der Soundinstallation sind in verschiedenen Sprachen zu hören, um die globale Tragweite zu verdeutlichen.
Im Zuge von Workshops geschehen temporäre Interventionen an ROBES OF PROTEST. Dafür sind auf den Stahlrohren Haken angebracht, die für temporäre Interventionen
genutzt werden. Daran werden Seile gespannt. Workshop-Teilnehmer:innen hängen daran Secondhand-Kleidung mittels Wäscheklammern, die sie zuvor mit Zeichnungen, Texten, Protestsprüchen und Statements beschriftet, bemalt und besprüht haben. Textpassagen des Audios auf Deutsch sowie Englisch werden schriftlich zur Verfügung gestellt dienen für Diskussionen. Weitere schriftliche vielfältige Informationen lie- gen bereit, die über die Situation von häuslicher, physischer, psychischer und struktureller Gewalt und Maßnahmen gegen diese informieren.
Für Workshops für Frauen, Mädchen und FLIN- TA-Personen werde Kooperationen mit einschlägigen Institutionen wie „maiz“, „Selbstlaut“ oder „Frauenhelpline gegen Gewalt“ eingegangen.
Für jene Workshops mit Schüler:innen wird eine Unterstützung bei „OeAD – Agentur für Bildung und Internationalisierung“ angesucht.
Die Hakenvorrichtung wird ebenso bei Veranstaltungen für Projektionen von Video- bzw. Fil- men genutzt. Hier wird ein Leinentuch gespannt, das als Projektionsfläche bei für thematische Video- und Filmpräsentation bei Abendveranstaltungen dient.

Formale Referenzen der Stahlkonstruktion sind die Installation „The Gates“ im Central Park in New York von Christo & Jeanne-Claude und jene im Stadtpark in Wien „Stage Set“ von Donald Judd. Eine weitere Referenz ist die bereits er- wähnte Arbeit „5 vor 12 – Unerhörter Wider- stand“ von Sabrina Kern und Mariel Rodriguez in Linz.

 

FEMIZIDE VICTIM LIVING ANTI MONUMENT von Hubert Hasler
Nachhaltiges lebendes Anti Monument

„Meine Liebe, wir haben uns gefunden voller Durst, und wir haben / uns getrunken, alles Wasser und das Blut, wir haben uns. gefunden voll Hunger / und haben uns gebissen, / wie das Feuer beißt / Wunden hinterlassend. Aber warte auf mich, / bewahre mir deine Süße. / Ich werde dir auch / eine Rose geben.“ Pablo Neruda

 

Mein Living Antimonument für die Opfer der Österreichischen Femizide besteht aus 3 pflegeleichten winterharten Pflanzen:
Rosen – Rosa canina, Holunder – Sambucus nigra und Sommerflieder – Buddleja davidii

Diese, zum Zeitpunkt der Abgabe 191 Pflanzen, Umfriedung belebt den fast brachen Ort, ein Rückzugsort für Menschen und Tiere, ein Zeichen für den Kreislauf des Lebens, erfreut auf natürliche Weise Passant:innen und Besucher:innen.
Die drei Winterharten Sträucher wurden von mir ausgewählt, weil sie alle drei in der Literatur feminin konnotiert sind, mit Wiedergeburt, Leben und Tod oder Ahnenkult, Pflanzenheilkunde und Klimawandel in Verbindung treten. Sie sind alle drei bekannt als sehr resistente Pioniergehölze, die eine Schutzzone für Insekten und Vögel bieten, den Boden für sekundären Bewuchs vorbereiten und wenig Pflege brauchen.
Die Hundsrose wurde in der Literatur auch als Frauenrose bezeichnet und sticht durch den hohen Vitamin C Gehalt ihrer Früchte heraus. Ja, diese Pflanze hat Dornen, ist somit auch ideal für die Kombination der Bepflanzung, auf Grund der Dornen gibt es nicht die Möglichkeit, sich in diesem Gebüsch zu verstecken. Der Holunder ist eine der magischsten Pflanzen und ist von großer Bedeutung in der Mythologie. Die Buddleja gilt als invasiver Neophyt, welcher bereits vor Ort zu finden ist, dem, anlässlich des voranschreitenden Klimawandels, als sehr genügsame und für Schmetterlinge nützliche Pflanze mehr positive Aufmerksamkeit zugestanden werden sollte.
Als Rahmenprogramm sehe ich eine Einführung für Kinder und Erwachsene in die Pflanzenwelt einer „Gstättn“, sowie eine Erläuterung in die Welt der Kräutertees, mit gefundenen Heilkräutern und einen Kochkurs mit geernteten Früchten der gepflanzten Büsche an.
Das Living Antimonument mit den nunmehr 191 Pflanzen für die Opfer der Österreichischen Femizide soll ein Zeichen der Wiedergeburt, des Kreislaufes des Lebens und der Versöhnung sein.

Rosen – Rosa canina

Die Hunds-Rose wird als Pioniergehölz für Misch und Schutzpflanzungen verwendet, als Bodenfestiger an Hängen, Böschungen und Halden,
zur Wiederbegrünung von Lehm und Sandgruben. Als Zierstrauch hat sie eine Bedeutung in naturnahen Gärten. Für Baumschulen ist sie allerdings die wichtigste Rosenunterlage zur Veredelung von Rosen-Sorten. Die Hagebutten werden vielfältig verwendet, Tees und für die Herstellung des Hagebuttenweins und Hagebuttenöls. Vielversprechende Versuche mit Hagebuttenpulver, eingesetzt als Nahrungsergänzungsmittel, zur Linderung von rheumatischen Erkrankungen werden derzeit ausgewertet.
Zudem zeichnet die Pflanze noch etwas aus. Sie bietet (Wild)Bienen und vielen weiteren heimischen Insektenarten Nektar und Pollen.
Vor allem für die polylektischen Arten, wie z.B. Bienen und Hummelarten kann der Strauch eine echte Hilfe sein. Die Früchte, also die Hagebutten, sind zudem im Winter eine wichtige Futterquelle für Vögel. Bei uns sind es vorrangig Amseln und Finken, die sich die roten Beeren schmecken lassen.

Holunder – Sambucus nigra


Im druidischen Baumkalender ist der Holunder der 13. und letzte Jahresbaum. Er schließt das Jahr ab und steht für den Tod und die Wiedergeburt. Germanische Stämme wie die Friesen, bestatteten ihre Toten unter dem Ellhorn (Holunder) nahe beim Haus.
Der botanische Name des Schwarzen Holunders ist Sambucus nigra und er ist je nach Region auch unter den Volksnamen Hollerstrauch, Hollerbusch, Holler oder Flieder bekannt. Dieser ist heute als Natur- und Heilpflanze aus dem Alpenraum nicht mehr wegzudenken. Der Hollerbusch ist ein uralter mystischer Hausstrauch, welcher schon immer in der Nähe von Menschen wuchs. In der Tat wächst er am liebsten im Schutze von Scheunen und nah an Bauernhöfen und Bauerngärten. Der anspruchslose Strauch gedeiht am liebsten auf Wasseradern und findet auch auf den kargsten Böden die notwendigen Bedingungen für sein üppiges Wachstum.
Schutzbaum gegen böse Geister und alle seiner Pflanzenteile können für den menschlichen Gebrauch verwendet werden – als Nahrung, Medizin uvm.

Sommerflieder – Buddleja davidii


Für Denise Parizek sind mit dem Strauch viele schöne Kindheitserinnerungen verbunden. Wuchs er doch an vielen Stellen in der Gemeindebausiedlung und war stets voller Falter. Ohne Sommerflieder hätte sie als Stadtkind wenig Kontakt mit Schmetterlingen gehabt. So hat der Strauch zu ihrer Falterliebe beigetragen.
Vor 30 Jahren habe ich Buddleja auch in meinen eigenen Garten gepflanzt in der Steiermark gepflanzt. Der stets zahlreiche Falterbesuch und die Freude meiner Kinder an ihrer Schönheit und Vielfalt schien mir recht zu geben. Angesichts der allgemeinen Kritik an dieser Pflanze fragte ich mich jedoch, ob ich meine Sträucher nicht entfernen sollte. So wurde es Zeit für eine genaue Recherche. Die großen länglichen Blütenrispen öffnen sich ab Juli und blühen oft bis in den Herbst hinein. Buddleja ist eine Pionierpflanze wurde vom französischen Missionar und Naturforscher Jean- Pierre Armand David in den Gebirgswäldern Südwestchinas entdeckt, daher der Artname „davidii”. Auf dem Schutt zerbombter Städte wachsend, breitete sie sich entlang von Verkehrswegen nach dem 2. Weltkrieg aus, so wie auch der Götterbaum und die Robinie.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Blüten und Blütenknospen als Heilmittel verwendet.
Der Sommerflieder ist zudem sehr gut resistent gegen Trockenheit und Hitze.
Dass Buddleja keine attraktive Futterpflanze für Raupen ist, stimmt ebenfalls nicht ganz. Mehrere polyphage Arten wie die Hausmutter, der Schlehenbürstenspinner, der beeindruckende Totenkopfschwärmer, die schöne Achateule, die Gelbfleck-Waldschatteneule, der Hecken- und der Kreuzkraut Blütenspanner, der Königskerzenmönch und andere Arten derselben Unterfamilie wurden bereits an Buddleja fressend nachgewiesen.
Sie können mehr über das Living Antimonument von Hubert Hasler im Anhang lesen, Beschreibungen der Pflanzen, Hintergründe, Volksheilkunde.

Pflanzen als Seelenheiler

Die Bedeutung von Bäumen und Pflanzen zur Heilung der Seele ist seit dem 30jährigen Krieg bekannt. Die traumatisierten Seelen sollten mittels der Schönheit und Form von gestalteten Gärten genesen.
Ein pittoresker Garten als Sinnbild des Friedens.
Die Umfriedung der Stadtwildnis erzeugt einen geschützten Raum des Nachdenkens und Ausruhens.
Eine Naturinsel im urbanen Verkehrsgetöse.

Schmetterlinge



Schmetterling auf Grabstein / Butterfly on Graveyard – St. Marxer Friedhof Wien

In der antiken Mythologie war es eine Reise mit vielen Stationen. Sie diente der Reinigung, Bestrafung oder Belohnung, kurz: der Vorbereitung auf ein neues Dasein. Dem setzte die christliche Religion den zielgerichteten Glauben an das abschließend urteilende Weltgericht entgegen. Auf ihrer gefahrvollen „Himmelfahrt“ benötigte die Seele schützende Begleiter: die Engel. Dass die Seele fliegt, dokumentiert der Blick in die christliche Ikonographie. Der Klassizismus um 1800 griff auf diese antike Tradition zurück, der Schmetterling wurde zu einem populären Symbol der Grabmalkunst. Einige Zeugnisse dieses individuellen, „sanften“ Hinübergleitens in eine andere Welt gerieten zu vielfach besuchten und bestaunten Attraktionen in der Welt des Bürgertums.
Für Mexikos Ureinwohner symbolisieren die Monarchfalter (Danaus plexippus) die Seelen der Verstorbenen.


ZIELSETZUNG

Unser Ziel ist, gleichberechtigte gesellschaftliche Strukturen anzustreben bzw. uns dafür einzusetzen. Mit dem Projekt „Nicht Eine Weniger“ leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarmachung eines gravierenden Problems mittels zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum. Die Thematik erfordert ein aktives Handeln und mehr Aufmerksamkeit für Reflexion sowie Bildungsinitiativen.

HINTERGRUND

FEMIZID
Die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts ist bei uns ein ernsthaftes, gesamtgesellschaftliches Problem. Als Familientragödien verharmlost, bleiben viele Frauenmorde verborgen und verdecken die patriarchalen Macht- und Gewaltmuster, die sich tief durch unsere Gesellschaft ziehen.
Erst seit 2018, wird der Terminus FEMIZID öffentlich verwendet, davor bezeichneten die Medien und Politiker den Mord an der Partnerin als Beziehungsdrama.
In Österreich sind 80% aller Frauenmorde FEMIZIDE beziehungsweise INTIMIZIDE*2. 2023 sind einige Bücher zu diesem Thema veröffentlicht worden, dadurch wird mehr Augenmerk auf FEMIZIDE gelegt. Die Zahlen zeigen, dass der bestehende Gewaltschutz zu kurz greift. Von klein auf müssen wir lernen, dass Konflikte ohne Gewalt gelöst werden können und Gewalt nicht harmlos ist. Frauen dürfen nicht länger als Besitz angesehen werden. Das erfordert eine breite gesellschaftliche Bewusstseinsbildung.
Es ist an der Zeit ein Antimonument zu errichten und eine Publikation zum Thema herauszugeben, um die Gesellschaft mit diesem Thema zu konfrontieren und Präventivarbeit zu leisten.
*2 Unter einem Intimizid werden Frauenmorde verstanden, die durch einen Partner oder Ex-Partner verübt werden.

FEMIZIDE IN ÖSTERREICH

Seit 2018 denken wir über die Realisierung und Ausarbeitung eines Femizid Antimonumentes nach.
Wir haben mit 41 Büschen gerechnet, heute, Stand 31.10.2023 benötigen wir 191 Büsche.

AUFBAU

SPHÄRE der REFLEXION

191 Wildbüsche umrahmen den Platz der Stadtwildnis als Hubert Haslers Living Anti Monument.
Innerhalb dieses Kreises befinden sich die Anti Monumente Lightness with Jagged Edges von Paula Flores und die auditive Installation Robes of Protest von Manuela Picallo Gil.

ORT STADTWILDNIS

Als zentraler und großräumiger Ort bietet die Stadtwildnis einen geeigneten Raum. Der Park, der sich über den 5. und den 12. Wiener Bezirk erstreckt, ist ein Verkehrsknotenpunkt der U4 Margareten und der Straßenbahnen 6 sowie 18. Personen aus den umliegenden Bezirken durchkreuzen den Park ebenso wie Passant:innen, die die Grünfläche zum Verweilen besuchen. Durch die Bepflanzung wird ein nachhaltiger grüner Rahmen um das Gebiet entstehen, der die grüne Insel vom Stadtverkehr abschirmt und es entsteht ein neuer Lebensraum für Vögel und Insekten.

VERANSTALTUNGEN / Rahmenprogramm

Die Thematik erfordert mehr Aufmerksamkeit für Reflexion, Bildungsinitiativen sowie ein aktives Handeln. Um dies zu fördern, sind zunächst drei Veranstaltungen nach der Eröffnung von „Nicht Eine Weniger“ geplant und weitere werden in den Folgejahren mit verschiedenen Gruppen/Initiativen des 5. und 12. Bezirks veranstaltet.

* ERÖFFNUNG
* Robes of Protest WORKSHOPS Manuela Picallo Gil mit Schüler:innen und Unterstützung bei „OeAD – Agentur für Bildung und Internationalisierung“
* Naturworkshop mit Hubert Hasler
Mittels Bild, Stimme, Intervention, Aufklärung und Vernetzung wird ein Bewusstsein geschaffen, das uns hilft gemeinsam gegen strukturelle Gewalt gegen Frauen, Mädchen bzw. FLINTA-Personen, insbesondere gegen FEMIZIDE vorzugehen. Eine Broschüre Nicht Eine Weniger, mit Texten zum Thema von namhaften Autor:innen und Aktivist:innen, wird den Besucher:innen bei Veranstaltungen mitgegeben. Sie wird einmal jährlich herausgegeben. Darin werden die aktuellen Zahlen und Evaluierungsergebnisse und Beiträge von Autor:innen, Aktivist:innen und NGO ́s gegen Gewalt publiziert. Die Broschüre wird nicht dogmatisch belehrend sein, vielmehr soll sie die Leser:innen abholen und einen Perspektivenwechsel einleiten. (Die Broschüre wurde für 5 Jahre kalkuliert.)

GESCHICHTE von Ni und menos

Das Projekt Nicht Eine Weniger (aus dem Spanischen übersetzt für „Nicht eine einzige [Frau] weniger“) bezieht sich auf den Protestruf „Ni Una Menos“ einer lateinamerikanisch feministischen Bewegung. Das argentinischen Kollektiv „Ni una muerta más“ (Spanisch für „Nicht noch eine [Frau] tot“) wurde von Künstlerinnen*, Journalistinnen* und Akademikerinnen* ins Leben gerufen, woraus eine länderübergreifende Allianz feministischer* Kräfte entstand. Der Name des Kollektivs geht auf die mexikanischen Dichterin und Aktivistin Susana Chávez zurück, die den Satz 1995 im Protest gegen die erschreckende Welle von Femiziden in Ciudad Juárez verwendete. Als Chávez 2011 ermordet wurde, entwickelte sich dieser Satz als Symbol dieses Kampfes. Der Widerstand richtet sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt wie Femizide. Zudem werden Themen wie Rollenbilder, sexuelle Belästigung und Objektivierung, Lohnunterschiede, Legalität von Abtreibung, Rechte von Sexarbeiter:innen und Transgender-Rechte aufgegriffen. Die Bewegung verbreitete sich zunächst auf lateinamerikanischen Ländern.


REFERENZEN

Eine wichtige Referenz ist das Mahnmal „Anti Monumenta” in Mexikostadt. Jene violette Skulptur wurde am 8. März 2019 an dem zentralen und geschichtsträchtigen Ort in der Avenida Juárez gegenüber dem Palacio de Bellas Artesin in Mexikostadt anlässlich des Internationalen Frauen*tag enthüllt. Es steht für Empowerment/Selbststärkung gegen geschlechtsspezifischer Unterdrückung, Menschenhandel und Femizide in Mexiko. Die erhobene Faust, die im weit verbreiteten Symbol für Weiblichkeit eingearbeitet ist, fordert zum gemeinsamen Kampf auf.
Eine weitere künstlerische Referenz ist
„5 vor 12 – Unerhörter Widerstand“ von Sabrina Kern und Mariel Rodriguez. Mit diesem Denkmal wird den Frauen* gedacht, die zur Nationalsozialistischen Zeit widerständig gehandelt haben. Jeden Samstag 5 Minuten vor 12 Uhr schreit es laut auf und unter der Woche ist ein Flüstern zu hören. Ihre Namen und Taten werden auditiv erinnert. Visuell ist das Audio über Betonbögen in Form von Schallwellen übersetzt und wird im Herbst 2023 am OK-Platz in Linz eröffnet.

Christina Clemm
Dr. KARL RENNER INSTITUT Margeritha Bettoni un Yvonne Widler
https://renner-institut.at/blog/warum-toeten-maenner-frauen-und-welche- massnahmen-braucht-es-um-femizide-zu-verhindern
Bibi Kefempom Femi(ni)Ride / Verbrecherverlag 2023
Eva Reisinger Männer töten / Leykam 2023

VITEN

Paula Flores

Manuela Picallo Gil

Denise Parizek

Hubert Hasler

KOOPERATIONEN

Bezirksvorstehung 1050
Bezirksvorstehung 1120
Ni una menos – Austria!
https://osterreichnum.wordpress.com/2017/02/19/primera-entrada-de-blog/
Stop Partnergewalt Margareten
www.stop-partnergewalt.at/stop-wien-margareten
Interventionsstelle Wien
https://www.interventionsstelle-wien.at/
https://www.wien.gv.at/sozialinfo/content/de/10/InstitutionDetail.do?it_1=2097651